Negation

 

Tiere haben, wie Bateson beobachtete, kein Zeichen für „Nicht“. Um zu sagen: ich beiße nicht, muß ein Tier dem anderen die Zähne genauso zeigen, wie um zu sagen: ich beiße. Die Hunde müssen dann herausfinden, daß die Erwähnung des Kampfes in Wirklichkeit nur erkundend war. Sie lassen sich auf einen Streit ein, um entdecken zu können, daß keiner von beiden den anderen töten will. Beide Tiere müssen die Zähne fletschen, um einander nicht beißen zu müssen. Das ist riskant, denn sie könnten einander mißverstehen. Sie könnten in einen Kampf geraten, um herauszufinden, ob Kämpfen das war, was sie tun mußten. Kommunikation ist ein gefährliches Experiment. Man muß bereit sein, die Schlacht auszutragen, um zu beweisen, daß es keine ist. Nachdem beide herausgefunden haben, daß der Streit keiner war, können sie Freunde werden. Hierzu paßt der Satz von Friedrich Nietzsche: „Jede Tat ist ein Experiment, ob unser Urteil richtig war“.

In Sally Potrters Film „Yes“ sagt das Hausmädchen: „und jetzt vermute ich sogar/ es gibt kein nein. es gibt nur ja.“

Manch einer, der eine Krise durchmachen mußte und an einer psychischen Störung laborierte,  der wird rückblickend feststellen, daß es sich weniger um eine Krankheit als vielmehr um aufbrechende Unzulänglichkeiten gehandelt hat, oder noch besser um den Drang, Fehler machen zu dürfen, um dann zu sehen, daß sie nicht nötig gewesen sind.

 

Samstag, 1. Januar 2011

 
 
Erstellt auf einem Mac

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