Das posttraumatische Zurückkommen kann sehr lange dauern. Es ist nicht einmal sicher, ob es jemals abgeschlossen ist. Der Schizophrene hat bislang kein hinreichend gutes Angebot bekommen, zurückzukehren und sein evakuiertes, ihm bereits nicht mehr gehörendes Ich zurückzunehmen.

Unter psychopathologischem Aspekt offenbart sich die positive Kehrseite jener Verquickung von Selbstaufgabe und Souveränität. Der Psychotiker erwirbt sich Souveränität durch Selbstaufgabe. Seine Souveränität liegt darin, in seiner Ohnmacht wahnhaft über die anderen als “Gehilfen” zu verfügen, ohne daß diese dazu ihre Einwilligung geben müßten, ja ohne daß diese überhaupt von ihrer Mitarbeit zu wissen brauchen. Sie können ja nicht umhin, dies zu tun, selbst wenn sie ihrem Meister vorsätzlich schaden wollten. Daß sie als Gehilfen angestellt sind, darüber haben sie selber keine Macht. Sie müssen davon nicht einmal wissen.

Der König ist abwesend, aber er ist doch irgendwie vorhanden. Das Ich ist nicht ausgeschaltet, es ist nur nicht zu Hause, es ist delegiert oder evakuiert. Es existiert vorübergehend mit unverminderter, ungezügelter Kraft im Anderen. Derjenige aber, der sein Ich evakuiert hat, ist auf den Schutzraum angewiesen, den die anderen bereitstellen müssen, ob sie das wollen oder nicht, und ob sie von ihrem Mitspielern als Beherberger des fremden Ich wissen oder nicht. In dieser Anwendung der Konstruktion des Agamben’schen homo sacer ist nicht die Hauptsache, daß derjenige den Göttern gehört, sondern daß er den Göttern gehört. Subjekt dieser Überantwortung sind nicht die Götter, sondern derjenige, der sich überantwortet. Wie in der Passion Jesu generiert die angeeignete Ohnmacht eine Allmacht, aber eine, die nicht die eigene ist, sondern die im anderen wohnt. Es ist eine Allmacht, die alle Macht dem oder den anderen gibt, indem sich der Betreffende den anderen überantwortet und nicht mit ihrer asozialen Dummheit rechnen darf. In meiner Ohnmachts-Allmacht imaginiere ich die anderen als wohlmeinendes und schützendes Kollektiv. Ich erschaffe die anderen und die Welt aus meiner intransitiven Liebe und Selbstaufgabe als Haltende. Carl Schmitts Ausspruch „Die Ausnahme denkt das Allgemeine mit energischer Leidenschaft“ erscheint so in einem ungewohnt hellen Licht.