Ichzwang ff.
In Bayern kamen vier Menschen ins Gefängnis, weil sie den Familienvater erschlagen, zerstückelt und den Hunden zum Fraß vorgeworfen haben sollen. Sie gaben das Verbrechen nach wochenlangen Verhören zu, widerriefen aber ihre Aussagen vor Gericht und wurden dennoch verurteilt. Jahre später fand man die unversehrte Leiche des angeblich brutal Ermordeten in der Donau. Die Geständnisse waren offensichtlich erfunden. In Kiel wurde vor Kurzem ein Angeklagter freigesprochen, den Ermittler dazu gebracht hatten, einen Mord zu gestehen, den er nicht begangen hatte. Der Mann war nahe daran zuzugeben, auch Kennedy und Wallenstein ermordet zu haben, erklärte der Rechtspsychologe dem Gericht. Bis zu zehn Prozent der Verurteilten, deren Verfahren wieder aufgerollt werden, so ein Beitrag im dradio, haben nach Schätzungen von Experten ein falsches Geständnis abgelegt, weil sie dem Druck der Vernehmer nicht gewachsen waren. Eine Folge in der schwedischen Krimi-Reihe um Kommissar Beck handelt von Verbrechen, deretwegen jemand, weil ihm ebendiese Verbrechen begangen zu haben fälschlich zur Last gelegt wurde, Jahre unschuldig im Gefängnis saß, und die er nun nachliefert, um nicht umsonst gegessen zu haben. Wer sagt, daß sich Verbrechen nicht lohnen? Mithilfe des kürzlich vom Chaoscomputerclub entlarvten Staatstrojaners kann ich dem Geheimdienst gefälschte Beweise für meine erfundene eigene Kriminalität raufspielen. Mit diesem Meisterwerk der Programmierkunst läßt sich der Ichzwang auf ein ganz neues Niveau heben.
Dienstag, 18. Oktober 2011