von unten nach oben
Die bürgerliche Emanzipation ist von Anbeginn Betrug und Selbstbetrug
Herrschaft der wenigen Vermögenden über die vielen Besitzlosen und Kleineigentümern. In der Gesellschaft der aktienhaltenden Kleinbürger hat diese Idee ihre Apotheose und ihren Kulminationspunkt erreicht. Dieses System gipfelt in der Maxime: Wenn es den wenigen Vermögenden gut geht, geht es allen gut, und nur dann. Jeder sieht, daß das nicht stimmt, und doch halten alle daran fest. Diese Maxime bezeichnet einen absolut realitätsresistenten kollektiven Wahn. Die Unternehmen machen Gewinne wie nie zuvor in der Geschichte, aber der Aufschwung kommt bei der Mehrheit der Bevölkerung nicht an. 3% der Bevölkerung besitzen 70% des Gesamtvermögens. Jeder Sechste ist arm. Die Reallöhne sinken seit Jahrzehnten, während die Zinsgewinne steigen. Mit Geld verdient man wesentlich mehr als mit Arbeit. Die Schere klafft immer weiter auseinander. Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Das allein in Deutschland angesammelte Privatvermögen übersteigt jedes vorstellbare Maß. Dieses Geld, das dem Kreislauf der Realwirtschaft entzogen und in abenteuerliche Spekulationen investiert ist, die notwenig abenteuerlich und kriminell sind, weil es so viele seriöse Anlegemöglichkeiten in Form von Krediten an Unternehmen nicht gibt, weil das Finanzkapital das Volumen der Realwirtschaft und ein Tausendfaches übersteigt, beträgt ein Mehrfaches der Staatsschulden. Es gibt damit an, wo die Versäumnisse und Fehler der Steuergesetzgebung liegen. Die Steuern für Vermögende wurden mit dem Argument gesenkt, daß das Kapital sonst außer Landes flüchten würde. Nur wenn es den Vermögenden gut geht, geht es allen gut. Diese Kreisargumentation begründet den Betrug und Selbstbetrug der bürgerlichen Gesellschaft. Die Politik tut nicht anderes, als die Arbeitsweise der gigantischen Umverteilungsanlage zu verbrämen, mit der Geld fortwährend von unten nach oben geschaufelt wird.
Dienstag, 18. Oktober 2011