bedingungsloses Grundeinkommen

 

Negris Vorschlag eines Bürgergeldes, für die Schaffung eines Freiraums der expressiven Produktivität, gewinnt angesichts der jüngsten Entwicklungen an Charme. Unterstützung erfährt die Idee u.a. von Sloterdijk und Zizek. Dabei ist nicht primär die Rede von den Bedürftigen, sondern von dem Elend des Kapitalisten. Schon Bataille öffnete dem Kapitalisten ein Leben in Würde, indem er der endlosen Profitmacherei des Kapitalismus die allgemeine Ökonomie der souveränen Ausgaben oder der Verausgabung gegenüberstellte, der schlechten Unendlichkeit der Akkumulation die am Potlatch orientierte Ökonomie der Verschwendung. Die souveräne Geste der Verneinung der endlosen Anhäufung von Reichtum, der Entschluß, diesen an sich wertlosen Reichtum für Dinge auszugeben, die außerhalb der Marktzirkulation stehen, also für öffentliche Güter, Künste und Wissenschaften, Gesundheit etc. diese souveräne Geste ermöglichte es dem Kapitalisten, aus dem Teufelskreis der unendlichen und immer aufs neue erweiterten Reproduktion des Geldverdienens, um noch mehr Geld zu verdienen, also im Marxschen Verständnis der bloßen Notdurft, auszubrechen. Aus der Not, immer nur Scheiße und noch mehr Scheiße anzuhäufen zu müssen, würde der Kapitalist durch diesen Aufstand erlöst. Indem der Kapitalist seinen angehäuften Reichtum dem öffentlichen Wohl zugutekommen lasse, negiere er sich als bloße Personifikation des Kapitals und dessen reproduktiver Zirkulation. Er erhöbe sich am eigenen Schopf aus der perversen Logik der Akkumulation zur öffentlicher Anerkennung und zum Ansehen als Mensch.

Indem der Kapitalist durch Umverteilung des Reichtums zugunsten der wirklich Bedürftigen die inhärente Selbstnegation des Kapitals bestätigt, vollzieht er die geschichtsphilosophische Bestimmung des Kapitals. Wenn Arbeiter und Besitzlose Subjekte werden können, dann als Konsumenten. Und um diese Konsumenten sein zu können, brauchen sie Geld, um das, was produziert wird, kaufen zu können. Realisiert wird der Wert nur, wenn die produzierte Ware verkauft werden kann, wenn also die Lücke zwischen der Produktion und der Konsumtion geschlossen werden kann. Der Mehrwert wird nur dann realisiert, wenn die Arbeiter in ihrer Gesamtheit zurückkaufen, was sie produzieren. Der heutige Kapitalismus kann sich nicht aus eigener Kraft reproduzieren. Er braucht außerökonomische Almosen, um den Kreislauf der gesellschaftlichen Reproduktion zu schließen und aufrechtzuerhalten. Wenn wir armen Schlucker dem Kapitalisten erlauben, uns ein bedingungsloses Grundeinkommen zukommen zu lassen, tun wir ihnen den größten Gefallen, den man ihnen überhaupt nur machen kann. Wir gestatten ihnen, frei nach Platon, aus dem stinkenden Schattenreich der sich selbst Zuscheißenden ans Licht zu kommen. Momentan sind es noch die im Ausland Lebenden, die das bedingungslose Grundeinkommen erhalten, indem sie Waren kaufen, die sie nicht bezahlen können, indem das Auslandskapital so weit anwächst, das s abgeschrieben werden muß: Schuldenschnitt.  

 

Sonntag, 10. Juli 2011

 
 
Erstellt auf einem Mac

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