die schön blutende Wunde über dem Materialismus des Money Painting
so einer der offenherzigen Titel von Damien Hirst, der kürzlich seine Kunstwerke bei Sotheby‘s versteigern ließ und damit viel Geld erlöst hat (140 Millionen). Der Handel hat sich ein letztes Mal als Goldgrube erwiesen, zu einem Zeitpunkt, da die Parole bereits die Runde machte, man solle seine Hirsts abstoßen, solange man noch was dafür bekäme. Hirst hat die Kunsthändler in dem Moment erwischt, da sie unentschieden waren, ob sie weiterhin auf diese lukrative Anlage setzen oder sich aus diesem Markt zurückziehen sollten. Die Entscheidung für diese Kunst wird deren inflationären Wertverfall vermutlich selbst beschleunigt haben. Auch durch das Aufpumpen der Hirst-Werke durch die große weltweite Ausstellung in den Gagosian-Galleries ist sichtbar geworden, daß es sich um eine Blase handeln könnte. Und Blasen können platzen, wie man inzwischen wissen kann. Hirsts Titel „The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living“ wird da auch nicht mehr helfen. Und die Anleger bekommen das Gefühl, daß die ganze Richtung zum Risiko werden könnte. Man ahnt, daß man in absehbarer Zeit die Konzeptkunst insgesamt als Blase ansehen und ihr Platzen erwarten wird. Wie immer in solchen Fällen wendet man sich der nächst-solideren Anlage zu. Was in der Finanzwirtschaft die Premium-Aktie, der Goldbarren oder die Immobilie, das ist auf dem Kunstmarkt die Malerei. Die Galeristen werden freilich noch eine Weile brauchen, bis sie der Malerei wieder eine Chance geben und bei der Auswahl totale Hilflosigkeit an den Tag legen, weil die Kompetenz für die Wahrnehmung künstlerischer Qualität auf dem Felde der Malerei in der allgemeinen Regression des Sehens abhanden bekommen ist und sie sie sich erst wieder aneignen müssen. Der verfaulende Haifisch ist jedenfalls schon jetzt das Symbol des Untergangs der schönen Kunstmarktwelt, die durch Konzeptkunstwerke möglich wurde. Sie sind die Zertifikate des Kunstmarktes. Sie schufen den Traum einer sauberen schweißlosen Welt, in der man, wenn nur clever genug ist, sich die Hände nicht mit Arbeit schmutzig machen muß und schnell reich werden kann. Sie sind die Tapeten und das Mobiliar in den allerobersten Chefetagen. Mit der Malerei muß man wieder ganz unten anfangen.
Abb: ein Exemplar der spot-paintings
Sonntag, 15. April 2012