Streik

 

Das Streiken wurde im und für das Industriezeitalter erfunden. Mit dessen Ende und Ablösung durch ein Zeitalter, das durch den 3. Sektor, nämlich durch Dienstleistungen und Konsum und durch Kommunikation bestimmt wird, ist dieses Instrument zielungenau geworden. Ein Streik schadet unbeteiligten Dritten, nämlich den Kunden der jeweils bestreikten Firma oder Branche regelmäßig mehr als der Firma oder Branche, mit deren Vertretern eine für fällig erachtete Verbesserung der Arbeitsbedingungen vor allem in Form einer Gehaltserhöhung erzwungen werden soll. Die Gemeinten können unverblümt ankündigen, daß die Kosten, die ihnen der Streik verursacht, auf die Preise umgelegt und also an die Kunden weitergegeben werden.

Die Kreativität, die einst zur Entwicklung dieses Instruments geführt hat, ist heute unter den veränderten Bedingungen erneut gefragt. Da kommt ein Vorschlag wie gerufen, anstatt der Arbeit fernzubleiben und dafür zu sorgen, daß die Züge nicht fahren oder die Flugzeuge nicht abheben, die Angestellten darauf verzichten zu lassen, Fahrkarten zu verkaufen und zu kontrollieren und dafür sorgen, daß die Fahrgäste bei ihren Freifahrten nicht von der Polizei behelligt werden. Die dafür erforderlichen Modifikationen der gesetzlichen Bestimmungen könnten vorbildlich sein für Veränderungen in anderen Bereichen.

Aus einer anderen Ecke des latent vorhandenen Kreativitätspotenzials kommt der vereinzelt bereits praktizierte Vorschlag, ehrenamtlich erbrachte Leistungen dadurch zu honorieren, daß man mittels einer Scheckkarte beim Konsum sowie beim Besuch öffentlicher Einrichtungen und kultureller Veranstaltungen Preisnachlässe oder freien Eintritt erhält. Die Ehrenamtlichen erhalten als Belohnung das Gefühl, für ihren Dienst geachtet zu werden, und die privaten oder aus den Gemeinden kommenden „Vergütungspartner“ gewinnen auf diese Weise zuverlässiger an Ansehen, als es Werbung vermag. Die Rekrutierung der Ehrenamtlichen aus der Reservearmee der Arbeitslosen würde sich zwanglos daraus ergeben, daß eine das Leben erleichternde Honorierung gemeinnütziger Tätigkeiten verbunden wäre mit dem Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Die Schmarotzer könnten den Leistungsträgern die Schau stehlen.

 

Sonntag, 2. Januar 2011

 
 
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