Goldfinger
Das Konzept Jan Flemings, dem zufolge die Bedrohung nicht mehr von Staaten oder von den beiden Blöcken ausgeht, sondern von Einzelnen, die inmitten einer Gesellschaft so viel Profit machen, daß sie sich eine Privatarmee aufbauen können, die in den Besitz von Waffen gelangt sind, mit deren Zerstörungspotenzial sie ganze Staaten erpressen oder gar die ganze Welt als Geisel nehmen können, ist so aktuell wie nie zuvor, da waffenfähiges Uran oder Plutonium in unvorstellbaren Mengen über die ganze Welt verstreut und leicht zu haben ist und mit chemischen Waffen sorglos umgegangen wird und jeder die Anleitung zum Bombenbasteln im Internet finden kann. Nicht eben einfacher wird die Situation dadurch, daß es sich bei den gefährlichen Einzelnen nicht um erkennbare Banditen handelt, nicht um Figuren, denen man den Krieger ansieht, sondern um Menschen wie du und ich.
Die Kandidaten für die Bösen in James-Bond-Romanen fallen zwar duch manierierte Verhaltensweisen auf, die dem widersprechen, was der englische Gentleman als gutes Benehmen verinnerlicht hat, doch die Bösewicht-Folklore, die sich der gängigen Klischees von den Hunnen und low-brows bedient, kaschiert nur den Umstand, daß die Bedrohung nicht von außen kommt, sondern von innen. Es handelt sich nicht um Fremde, sondern um die Stützen der Gesellschaft, die sogenannten Leistungsträger. Sie ähneln weniger den bekannten Banditen-Bildern als vielmehr den Managern, Bänkern und Politikern wie Mehdorn, Zumwinkel, Hartz, Nonnenmacher, Ackermann, Gerhard Schröder. Nicht die Ausgeschlossenen sind das Problem, sondern diejenigen, die das Ausschließen betreiben und als die Vorbilder dessen gelten, was es um jeden Preis zu verteidigen gilt. Die Maffia besteht nicht aus Ganoven mit Augenbinde, sondern sie ist die Arbeitsplätze sichernde und das BSP steigernde Wirtschaft. Der Finanzcrash hat dies unmißverständlich vor Augen geführt. Und doch will es niemand sehen. Noch weniger will man sehen, daß Goldfinger die Bombe gar nicht mehr braucht. Es genügt eine Bank, vielleicht reicht sogar ein PC.
Dienstag, 4. Januar 2011