Schaufeln

 

Geld wird ständig von unten nach oben geschaufelt. Mit dem Bankenrettungsfonds wurden die Vermögen der Reichen mit Steuergeldern gerettet. Da wäre es logisch, die Steuern für die Reichen zu erhöhen, anstatt sie zu senken. Es hat ohnehin schon Steuererleichterungen für Reiche gegeben. Stattdessen werden sie Sozialleistungen beschnitten und geilt man sich daran  auf, daß Gesine Lötsch das Wort Kommunismus in den Mund genommen hat. Was ist denn mit dem Kommunismus der Pensionäre, die sich das dem Kreislauf entzogene Geld teilen? Die Allerärmsten sollen für die Konsolidierung des Haushalts herhalten. Damit hat man bereits begonnen, als die SPD HartzIV eingeführt und Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zusammengelegt hat. Entsprechende Maßnahmen werden jetzt von den Randländern erwartet. Während die Unternehmensgewinne enorm gestiegen sind, sind die Realeinkommen in den letzten 10 Jahren nicht gestiegen, sondern sogar gesunken. In Griechenland haben sich im selben Zeitraum die Löhne verfünffacht. So wäre es angemessen gewesen. Auch vom jetzigen Aufschwung kommt unten nichts an. Deutschland hat die geringsten Lohnstückkosten in Europa. Damit erreichen wir Exportüberschuß, der zugleich anderer Länder Defizit ist. Wir machen unsere Abnehmer konkurs, worauf die französische Innenministerin Lagarde immer wieder vergeblich hinweist. Deutschlands Aufschwung beruht auf dem Export und nicht auf der Inlandsnachfrage, die wegen des Lohndumpings im Verhältnis zu anderen Ländern denen auch mäßig ist.

Der Spitzensteuersatz wird von niemandem tatsächlich gezahlt, der tatsächlich geleistete Steuersatz liegt bei durchschnittlich 34%. Die 450 Millionäre, die es in Deutschland gibt, bei denen der Staat und damit die Bürger verschuldet sind und von den auf die Steuerzahler umgelegten Zinsen leben, zahlen nur nur 34%. Die Reichen tragen auch geringere Lasten. Bei Kranken- wie Sozialversicherung müssen sie nicht in den gemeinsamen Topf einzahlen. Sie dürfen sie sich der gesetzlichen Versicherungspflicht entziehen, so daß die Versicherungen für die Schwächeren ausschließlich von den Schwächeren selbst finanziert werden müssen, was in Europa einzig ist. Die Sozialversicherung ist damit faktisch eine Steuer, mit der die Mittelschicht die Armen mitfinanziert, während die Reichen von ihr verschont bleiben. Die am meisten belasteten Normalverdiener sind die Singles mit 53% Steuern plus Sozialversicherung und Arbeitgeberanteil für die Angestellten. In Statistiken, die zwischen arm und reich unterscheiden, werden die Reichen in der Regel mit diesen Normalverdienern in einen Topf geworfen oder verwechselt. Wer einwendet, daß die Reichen zu mehr als 50% zum Steueraufkommen beitragen, übersieht, daß hierbei die Mehrwertsteuer nicht mitgezählt ist, die alle trifft und die Schwachen bedeutend härter trifft als die Reichen. Und wer einwendet, daß neben den Steuererleichterungen für Reiche auch Vergünstigungen für Familien verabschiedet wurden, der vergißt, daß auch die Reichen Familien haben.

Die wachsende Schere zwischen arm und reich, die in allen europäischen Ländern zu beobachten ist und deren Wachsen in Deutschland am stärksten ausgeprägt ist, hat letztlich dazu geführt, daß die Finanzkrise entstanden und daß sie die Wirtschaft erfaßt hat. Auslöser der Hyperkrise ist letztlich die immer stärkere Konzentration des Geldes in den Händen Weniger, die fast zu einer Stagnation der Geldzirkulation geführt hat. Schon die Wirtschaftskrise von 1929, die in den USA begann und dann zur Weltwirtschaftskrise wurde, läßt sich zurückführen auf die Konzentration des wirtschaftlichen Reichtums in den Händen einer winzigen Minderheit.

Wenn sich das Geld nicht dort befindet, wo es tatsächlich gebraucht wird, sei es, um in einem Unternehmen etwas zu produzieren, sei es im privaten Haushalt, um langlebige Konsumgüter anzuschaffen oder weil der Lohn nicht zum Leben reicht, weil die Reallöhne stagnieren oder gar sinken, muss man es sich über Kredite beschaffen. Für Kredite aber müssen Zinsen bezahlt werden. Diese Zinsen fließen dem Kapitaleigner zu. Es ist somit ein ebenso unerbittliches wie logisches Gesetz: Die Konzentration des Reichtums ist ein sich selbst verstärkender Prozess. Wenn das Geld in einem Wirtschaftssystem ungleich verteilt ist, prägt sich diese ungleiche Verteilung im Laufe der Zeit immer mehr aus.

Da das Geld nie dort ist, wo man es braucht, sei es in der industriellen Produktion oder im privaten Konsum, muß man es sich immer über Kredite beschaffen. Das Geld und sein Preis haben heute eine alles beherrschende Rolle, die sich ständig verstärkt. Das Finanzsystem besitzt Allgegenwart und schöpft bei jeder Wirtschaftsoperation seinen Profit. Das aber heißt, daß im Preis aller Produkte, aller Dienstleistungen ein wachsender Anteil an Zinsen enthalten ist.

Im 18. und 19. Jahrhundert gab es drei für den Wirtschaftsprozeß relevante gesellschaftliche Gruppen, die Unternehmer, die eine Idee haben und etwas herstellen wollen, und diejenigen, die sie, wenn sie Erfolg haben, für sich arbeiten lassen können, diejenigen also, die ihre Arbeitskraft verkaufen. Weil das Kapital meistens nicht dort ist, wo ein Unternehmen entsteht, muß es über Kredite beschafft werden. Es gibt also noch die dritte Gruppe der Kapitalbesitzer. Wenn nun der Gewinn verteilt werden soll, der durch die Produktion erzeugt wurde, wird er zwischen diesen Gruppen verteilt. Zuerst wird sich der Kapitaleigner die ihm zustehenden Zinsen nehmen. Es gibt somit zwischen Kapitaleigner und Unternehmer einen natürlichen Antagonismus, ein Spiel der Kräfte, das über die Höhe der Zinsen entscheidet. Wenn die Wirtschaft boomt, wird der Unternehmer dem Kapitaleigner mehr Zinsen oder Dividende überlassen, wenn es schlecht läuft, weniger. Was übrig bleibt, muß er mit seinen Arbeitern teilen. Auch hier gibt es wieder einen Antagonismus. Der Unternehmer ist ja nicht geneigt, den für ihn Arbeitenden mehr zu überlassen als unbedingt nötig. Wenn diese allerdings gewerkschaftlich organisiert sind, können sie die Konkurrenz untereinander ausschließen und gewinnen an Stärke in dieser Auseinandersetzung.
Seit der Mitte der 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts bemüht man sich, zumindest in den großen Unternehmen, dieses Kräftespiel zu verändern. Die Beratungsfirma McKinsey stellte in diesen Jahren Überlegungen an, wie man den Antagonismus zwischen Unternehmern und Kapitaleignern ausschalten, wie man aus beiden Gruppen unmittelbar Verbündete machen könnte. Das Ergebnis ist das Systems der "Stock Options", mit dem man die Interessenlage von Managern und Investoren gleichschaltet. Das gelingt, wenn man die Manager mit Optionen auf die Aktien des eigenen Unternehmens belohnt. Ein Manager kann diese Optionen zu einem von ihm selbst gewählten Zeitpunkt in Anspruch nehmen. Natürlich wird er dies erst dann tun, wenn die Aktie einen hohen Kurswert repräsentiert. Er wird all seine Energie darauf verwenden, den Aktienkurs in die Höhe zu treiben, auch wenn dies nur kurzfristig möglich ist oder den langfristigen Interessen des Unternehmens schadet. Die "Stock Options" markieren den Beginn einer ganz neuen Form des Kapitalismus mit einer Verschiebung des Kräfteverhältnisses zwischen den gesellschaftlichen Gruppen. Von nun an sind Kapitaleigner und Unternehmer Verbündete. Ihnen gegenüber stehen relativ machtlos Lohnempfänger. War das Kräfteverhältnis zuvor schon nicht ausgeglichen, so ist ihre Position jetzt entscheidend geschwächt.
Gleichzeitig beginnt damit die finanzielle Dimension der Wirtschaft zu dominieren. Der Aktienkurs wird wichtiger als die eigentliche Produktion. das eigentliche Produkt eines Unternehmens ist der Kurswert seiner Aktien. Durch das inzwischen gängige Buchhaltungsverfahren ("Bootstrapping") ist der Unternehmenserfolg direkt mit dem Aktienkurs verbunden. Wenn die Aktie einen bestimmten Schwellenwert überschreitet, vergrößerte sich der verbuchte Gewinn. Das heißt, die Produktion ist zu 100 % immateriell geworden. Das hat das System der Aktienoptionen ermöglicht. Und zugleich eine Stagnation, ja eine Absenkung der Reallöhne, die nicht mehr mit der Produktivitätssteigerungsrate wachsen.
In dieser Lage ist der Kredit vor allem in den Vereinigten Staaten zu einer Art Zusatzlohn geworden, der vor dem Verlust des Lebensstandards schützen und nicht zuletzt auch einen völligen Einbruch der Nachfrage verhindern soll. Für Kredite aber müssen Zinsen gezahlt werden. 5 % erscheinen zunächst als nicht viel, aber wenn man einen Immobilienkredit über 30 Jahre zu 5,3 Prozent abbezahlt, wie das in den USA üblich ist, hat man am Ende den Preis der Immobilie zweimal bezahlt. Zugleich hat die Spekulation die Immobilienpreise nach oben getrieben. Am Höhepunkt der Immobilienblase entsprach der Wert eines Einfamilienhauses dreißig durchschnittlichen Jahreseinkommen.
Gedeckt wird diese Entwicklung durch die Theorie des wirtschaftlichen Ordoliberalismus, der fest an eine Selbstregulierung der Märkte glaubt und dem Staat deshalb nur minimale Eingriffe ins Marktgeschehen erlauben will. In der Praxis ist das, wie wir in der gegenwärtigen Krise jetzt erkennen müssen, das Ergebnis eines Trial and Error-Verfahrens gewesen, ein Laborexperiment mit der Weltwirtschaft. Man dereguliert alles und schaut mal, was passiert. Die Effekte treten mit einer gewissen Verzögerung ein, und dann ist es zu spät. Vieles ist irreversibel.
In einem kreditgesteuerten Wirtschaftssystem bilden sich Ketten von Kreditnehmern, A schuldet B schuldet C und so weiter. Fällt ein Kredit aus, purzelt die gesamte Kette wie eine Reihe Dominosteine. Gegen dieses Risiko hat die Finanzindustrie mit ihrem unerschöpflichen Erfindungsreichtum neue Instrumente entwickelt, die berühmt berüchtigten Credit Default Swaps oder CDS, Kreditausfallversicherungen. Aber anstatt, daß man damit die Risiken in den Griff bekommen hätte, erzeugen diese Instrumente nun ihrerseits wieder neue Risiken. Man kann sie nämlich einfach zum Zocken benutzen, man kann zum Beispiel darauf wetten, daß die griechischen Staatsanleihen notleidend werden. Wer sich verzockt, hat Pech gehabt. Beispiel der US-Versicherungskonzern AIG. Verlust für den amerikanischen Steuerzahler 182 Milliarden Dollar und das schließt die Rettungsaktion für Fannie Mae und Freddie Mac noch nicht ein.
Die Mehrheit der Bevölkerung muß in dieser Situation gleich zweimal bezahlen, einmal, weil in den Preisen bereits ein größerer Anteil von Zinsen für die Finanzsphäre eingerechnet ist, und zum anderen auch noch für die Kredite, die sie selber aufnehmen müssen, um den unzureichenden Lohn auszugleichen, das heißt, man bittet sie zweimal zur Kasse. Der Verdienst der abhängig Beschäftigten bleibt immer mehr hinter der wirtschaftlichen Entwicklung zurück. Zum Teil wird die Produktivität auch durch Rationalisierungen gesteigert, das heißt, Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. Zugleich steigen die Preise, weil die Zinsen und die Spekulation sie hochtreiben. Allein im Preis für Benzin und Diesel stecken zu einem guten Drittel Spekulationsgewinne. Die Mehrheit der Amerikaner muß deshalb ihre Bezüge mit Krediten strecken, während die Finanzindustrie prächtig verdient: Der Produktivitätszuwachs fließt in ihre Taschen, die Kreditzinsen sowieso. Wenn man sich heute über die ausgearteten Bonuszahlungen an Banker empört und darüber, daß die Politiker es nach vier Jahren und trotz der Notrettungsfonds noch immer nicht hingekriegt haben, sie zu begrenzen, dann übersieht man, daß eine Beschneidung der Boni, selbst wenn sie denn gelingen sollten, reine Kosmetik darstellen würden. Diese Boni sind ja nur ein winziger Prozentsatz der real erwirtschafteten Gewinne der Finanzindustrie. Wenn den Tradern Millionen in die Tasche fließen, dann doch deshalb, weil sie ohnehin Milliarden verdient haben, weil dieses Geld nicht mehr an die Lohnempfänger verteilt wird.
Um diesen antidemokratischen, herrschaftsverstärkenden Effekt des Geldes in unseren modernen Gesellschaften zu neutralisieren, könnte man den Zeitpunkt abwarten, an dem eine derartige Konzentration des gesellschaftlichen Reichtums erreicht ist, daß das ganze System in sich zusammenfällt und dann erst an eine Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums denken. Neuerdings werden aber die Risiken der Banken und Anleger durch den Staat und die Steuern abgedeckt. Keynes riet, den Konzentrationsmechanismus mit fiskalischen Mitteln zu bekämpfte. Das Eintreten des Staates mit Steuergeldern und die Geldpolitik der Zentralbanken gehorchen dem Keyne’schen Konzept. Gemäß der Empfehlung von Keynes müßte aber zugleich das Geld umverteilt werden. Damit die Menschen wieder konsumieren, die von ihnen erzeugten Waren auch kaufen können, muß man ihnen vor allem Arbeit geben und sie angemessen bezahlen.
Das Instrument der Umverteilung durch Besteuerung, wie es die Grundlage des keynesianischen Sozialstaats bildet, ist leider heute stumpf. Man hat auch den Unternehmen der Realwirtschaft erlaubt, quasi virtuell zu werden. Wenn sie ihre Wertschöpfungskette auf viele Länder verteilen, können sie vom weltweiten Wettbewerb der Nationalstaaten um die letzten verbliebenen Arbeitsplätze profitieren. Das heißt nichts anderes, als dass man dem gesellschaftlich erzeugten Reichtum erlaubt, sich in einen virtuellen quasi transnationalen Raum zurückzuziehen. Der Einfluß des Geldes auf die Politik ist sehr stark. Es ist leichter, in ein politisches Amt gewählt zu werden, wenn man einer Partei angehört, die von der Finanzindustrie unterstützt wird. In den USA hat das zu einem System geführt, das dem alten Zensuswahlrecht sehr nahe kommt. Das US-Verfassungsgericht hat für Unternehmen alle Beschränkungen bei politischen Spenden aufgehoben. Und das unter der Berufung auf das Prinzip der freien Meinungsäußerung. Natürlich haben Unternehmen ganz andere finanzielle Ressourcen als der durchschnittliche Einzelne. Mit Geld kann man gesellschaftlichen Einfluß kaufen. Man braucht also keinen Staatsstreich mehr, man muß keine Truppen schicken, das Geld leistet den gleichen Dienst.

Enorme Summen werden der Wirtschaft durch diese Art des Zockens entzogen. Das ist nicht nur unmoralisch und müßte nicht nur deshalb Empörung und widerstand hervorrufen, sondern es ist auch etwas sehr, sehr Gefährliches. Flassbecks Ansicht ist es nicht hinzunehmen, dass die Banken das Geld, das sie zur Zeit nahezu zum Nulltarif von den Zentralbanken bekommen, nicht für Kredite an die Realwirtschaft vergeben, sondern damit im "Casino" spekulieren. Als Konsequenz fordert er, Hedgefonds sowie die Teile der Banken, die unter Investmentbanking firmieren, sollten keinen Zugang zur Refinanzierung durch die Zentralbank haben. Auch dürften normale Banken an die sogenannten "Zocker" keine Kredite mehr vergeben. "Wir geben - mit hohen Subventionen versehen - das Geld an die Banken, und dann haben die gefälligst dafür zu sorgen, daß damit investiert wird.

Hedgefonds versuchen, mit hohem Risikoeinsatz möglichst hohe Renditen zu erzielen, egal, ob die Kurse an den Märkten steigen oder fallen. Dabei wetten sie etwa auf einen sinkenden Kurs einer Aktie oder eines Wertpapiers. Wenn sie auf fallende Kurse setzen, dann verkaufen sie diese Papiere in großen Mengen am Markt. Sie müssen sie dazu gar nicht besitzen. Sie leihen sie entweder bei Banken oder großen Investoren gegen eine Gebühr aus, und sie verkaufen sie, ohne sie überhaupt besessen zu haben. Weil Hedgefonds so große Pakete einer Aktie oder einer Anleihe abstoßen, sinken deren Kurse. Die Fondsmanager können sie also nach einigen Tagen viel günstiger zurückkaufen und sie weiterreichen. Ihre Aktivitäten sind darum von Insiderhandel nicht zu unterscheiden. Solange die Wetten der Hedgefondsmanager aufgehen, solange können sie hohe Renditen erzielen. Aber eine Wette kann auch schiefgehen. Und dann hat nicht nur der Fondsmanager ein Problem. Denn weil die Hedgefonds sich Wertpapiere leihen, weil sie zudem viele Kredite aufnehmen, um ihre Geschäfte zu betreiben, gibt es auch viele Gläubiger. Und die geraten ebenfalls unter Druck, wenn die Hedgefonds einmal schiefliegen. Kommt ein Hedgefonds ins Schleudern, dann kommen zum einen die in Not, die sich beteiligt haben. es kann auch sein, daß sich an den Kapitalmärkten erhebliche Preisverwerfungen ergeben, die auch andere in Schwierigkeiten bringen können. Deswegen kann die Situation eintreten, daß der Staat als Regulierer den Hedgefond retten oder unterstützen muss, Rettungspakete schnüren muss, damit er nicht pleite geht.
In Europa zumindest sollen Hedgefonds jetzt ihre Strategien und Risiken offenlegen, das haben die EU-Finanzminister inzwischen beschlossen. Das gilt auch für die Fonds, die ihren Sitz außerhalb der EU haben: Wenn sie innerhalb der Europäischen Union arbeiten wollen, müssen sie sich diesen Bestimmungen unterwerfen.
1,9 Billionen Dollar an Vermögen sollen die Hedgefonds weltweit derzeit verwalten. Der größte Anbieter ist die britische Man Group, die kürzlich die auch aus London operierende Konkurrentin GLG übernommen hat. Damit verwaltet die Man Group jetzt ein Vermögen von 63 Milliarden Dollar. 

Während die Banken mittellosen Menschen Kredite aufschwatzen, die sie dann „verbriefen“, und sich selbst mit zinsfreiem Kapital zum Spekulieren versorgen können und sich darauf verlassen können, daß bei Fehlspekulationen der Steuerzahler die Zeche zahlt, holen sie sich von den kleinen Kreditnehmern Geld zu Wucherzinsen. Bei Ausbleiben von nur Zwei Monatsraten bei der Rückzahlung eines Kredits tritt ein Inkasso-Verfahren in kraft, bei dem der rechtlich verbürgte Schutz durch die Untastbarkeit des Existenzminimums nicht gegeben ist. Angebotene Umschuldungsverfahren haben den Effekt, den Schuldenberg noch zu erhöhen, häufig gar zu verdoppeln, wobei die Banken mit Provisionen kräftig mitverdienen. Bereits bei den Überziehungszinsen langt die Bank mit 18%  und mehr zu, während sie für Sparverträge allenfalls 2% gewährt. Einen Kündigungsschutz für Kredite, wie es ihn in Frankreich und Finnland gibt, gibt es in Deutschland nicht. Wenn Kredite nicht zurückgezahlt werden können, schon nach ausgebliebenen 2 Raten, ist sofort die gesamte Summe fällig. Versicherungen sorgen durch aggressive Politik dafür, daß ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung überversichert ist. Bei Einkommensverschlechterung wird man aus Verträgen nicht vorzeitig entlassen. Der Gesetzgeber ist nicht in der Lage, für die erwähnten Fälle sinnvolle Vorschriften zu machen.

Daß Leute wie ich gleichgesetzt wurden mit Berufsanfängern und Einwanderern, hat dem Staat Geld eingebracht, weil wir unser Vermögen und die Altersvorsorge verbrauchen mußten und dem Staat Sozialleistungen erspart haben. Dieses Geld steckt jetzt in den Taschen der Banker.

Finanzwirtschaft betreibt nicht nur Spekulation sondern auch Wertschöpfung. Die hohen Renditererwartungen in Höhe von 25% setzen die Firmen unter Druck, das zu erwirtschaften. Die das nicht schaffen, werden aussortiert oder aufgekauft und für den Abwracker profitabel abgewickelt. Der Druck, der von den Finanzmärkten auf die Realwirtschaft ausgeht, führt dazu, daß schwache Firmen von Kapitalgesellschaften aufgekauft werden. In dem Konzentrationsprozeß werden die anderen abgewrackt und aufgelöst samt der Belegschaft.

Wenn die europäischen Randländer von den zentralen Ländern Deutschland und Frankreich gerettet werden, dann erfolgt die Rettung zugunsten der Banken, bei denen diese Länder verschuldet sind, wiederum auf Kosten der Allgemeinheit der Steuerzahler. Auch hier werden die Gewinne privat abgeschöpft und die Verluste und Risiken sozialisiert. Wegen der Attraktivität der Staatsanleihen und Schuldentitel der südlichen Randländer wegen der hohen Zinsen ist das Kapital aus Deutschland abgeflossen in diese Länder. Eine Gläubigerbeteiligung, welche die Lasten verteilen würde, läßt sich angeblich politisch nicht durchsetzen. Da anzunehmen ist und schon lange absehbar war, daß diese Länder ihre Schulden niemals werden zurückzahlen können und eine Umschuldung unausweichlich ist, steigt in Deutschland die Angst vor Inflation. Der von den Banken erzeugte Renditedruck treibt die europäischen Staaten in abenteuerliche Finanzspekulationen und Betrügereien hinein. Die Einführung des Euro in diesen Ländern erfolgte, um diesen Druck auf die Randländer auszuweiten, zugunsten der Finanzindustrie. Der neoliberale Glaube, daß die Realwirtschaften da automatisch mitwachsen werden können und von dem Renditedruck der Finanzwirtschaft gewinnen werden, hat sich als Illusion und Täuschung herausgestellt. Im Gegenteil hat er zu Blasen geführt, die inzwischen erneut geplatzt sind. Die Folgen sind umso katastrophaler, als man sich – gemäß der neoliberalen Philosophie - aller Möglichkeiten begeben hat, die Banken zu lenken und zu sanktionieren.


Die Städte werden von Reichen okkupiert. Das für sie typische urbane Leben ist aus ihnen gewichen. Man sieht nur Reiche, die sich in überdachten Räumen bewegen, während die öffentlichen Räume abgeschafft werden, und Touristen, die vergeblich nach dem suchen, was sie aus alten Filmen zu kennen glauben und was als Touristenattraktion weiterhin als Städte-Marketing simuliert wird, in Berlin der schon mehrfach aufgewärmte Mythos der wilden 20er Jahre, in Paris die Zeit der Künstlerbohème. Dasselbe gilt für die Londoner City, die zunehmend in die Hände von Reichen und Brokern gelangt ist. Ähnliches geschieht in Wien oder Rom. Zweizimmer-Wohnungen sind in diesen Städten kam mehr unter 1500,- oder 200,- € Monatsmiete zu haben. Aufgrund der wachsenden Armut in Italien sieht man Tausende als Obdachlose auf den Straßen der Städte, weil sie die Mieten nicht bezahlen können. Sie werden diskriminiert. Offiziell zählt man in Rom 5000 Obdachlose, in Paris sollen es offiziell 20.000 sein. Immer mehr Niedrigverdiener und Arbeitslose müssen ihre Wohnungen in den Städten aufgeben. In Italien verfügen 10 Mio Menschen über weniger als 800 € im Monat. 40% gelten als arm. Weil ein soziales Netz fehlt, um das Abrutschen abzufedern, wie es das in allen anderen europäischen Staaten gibt, obwohl auch dort die Grundsicherung abgebaut wird, wirkt sich die Armutsschere in Italien besonders nachteilig aus. Es gibt nirgendwo ein Konzept, den Prozeß der Umverteilung von Reichtum von unten nach oben Einhalt zu gebieten und den Prozeß umzukehren. Das Thema wird tabuiisert und in psychopathologischen Reaktionen abgewehrt.


 

Sonntag, 9. Januar 2011

 
 
Erstellt auf einem Mac

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