homo oeconomicus
Hans Magnus Enzensberger äußert im Spiegel vom 4.X.11 Zweifel am homo oeconomicus, als sei das, was allen sozialen Rollen gemeinsam sei, der Antrieb, den eigenen ökonomischen Vorteil zu maximieren - wo doch schon im 18. Jh vom allgemeinen Nutzen der privaten Laster die Rede sei. Er zählt einige Fälle auf von Leuten, die, gemessen an jenem Ideal, nicht-nachvollziehbare, ja abartige Verhaltensweisen an den Tag legten. Hierzu zählt, wer sich Vorteile entgehen läßt oder sich selber schadet, aus eigener Tasche zahlt oder vergißt, für seine Leistungen Rechnungen zu schreiben. Jeder, der einmal in sich ginge, würde „bald genug entdecken, daß es mit seiner ökonomischen Vernunft nicht weiter her ist, als bei den Verrückten, über die er sich jedesmal von neuem wundert.“ Es sei nicht zu erwarten, weder zu hoffen noch zu befürchten, daß es gelingen könnte, solche Erkenntnisse kohärent zu verallgemeinern. Es sei zum einen daran erinnert, daß einen Ansatz zu einer solchen Theorie kein Geringerer als Sigmund Freud bereits wagte. Inspiriert von der Lektüre von Balzacs „Chagrinleder“ erfand er den Todestrieb. Das Gegenteil der Maximen des homo oeconomicus wäre nicht Altruismus und soziales Verhalten, sondern die fatale Neigung, sich selber zu schaden.
Dienstag, 25. Oktober 2011