missing link
Die Neurowissenschaften wollen sich nicht mit dem Diktum Freuds zufriedengeben, daß es eine bleibende Kluft zwischen Körper und Seele gebe, und suchen nach dem missing link zwischen dem Gehirn und Bewußtseinsakten. Die Neuropsychoanalyse versucht darum, das Konzept des Unbewußten in neurobiologische Sichtweisen zu integrieren. Wenn das Unbewußte nun aber gar nicht im Individuum zu lokalisieren wäre. Wonach man dann suchen müßte, wären physiologische Korrelate im Individuum für interaktive Prozesse des Übertragungsgeschehens, für Vorgänge also, die sich in zwei eng aufeinander bezogenen Individuen abspielen, das sich entweder auf beide Psychen erstreckt oder zwischen hin und her wandert, belegbar mit Begriffen wie Übervertrauen, Ichzwang oder Kanibalismus, Projektion, Ich-Evakuierung, Abhängigkeit, Sich-Überantworten, Suggestibilität, Machtausübung, Ohnmachtslernen. Wenn man im Individuum nach Strukturen für Bewußtseinsprozesse und das Unbewußte, Erinnerungen und Wünsche und Verdrängungen sucht, dann müssen es solche sein, die als Infrastrukturen für die Austauschprozesse von Dyaden und nie abgeschlossene Triangulierungen und Ödipalisierungen fungieren.
Dienstag, 17. Mai 2011