Vertigo

 

Scottie in Hitchcoks „Vertigo“ ist in einer Möbiusband-ähnlichen Schleife gefangen, wie sie die 360- grad-Kameraeinstellung versinnbildlicht, die von der Gegenwart, in der Scottie die zu Madeleine umgemodelte Judy küßt, in die Vergangenheit schwenkt, in der Scottie die echte Madeleine selbst küßt, kurz bevor sie vom Turm der Missionskirche stürzt, und dann wieder in die Gegenwart zurückkehrt. Als Scottie Judy, die sich in die tote Madeleine verwandelt hat, leidenschaftlich umarmt, hält er während ihres Kusses kurz inne, um einen Blick auf ihr frisch blondiertes Haar zu werfen, als ob er sich anhand dieses besonderen Merkmals versichern wollte, daß das besondere Merkmal, das sie zum Objekt seines Begehens macht, immer noch vorhanden ist. Der Strudel des Triebs, der Scottie zu verschlucken droht, und die Wellung des hochgesteckten blonden Haares stehen einander gegenüber, wobei das Haar den Schwindel des tödlichen Dings imitiert, aber in einer miniaturisierten, gemilderten, domestizierten Form. Diese Wellung des Haars ist das Objekt a, das das unmöglich-tödliche Ding verdichtet, es als Stellvertreter vertritt und es deshalb ermöglicht, eine lebbare Beziehung zu ihm zu unterhalten, ohne von ihm verschluckt zu werden.

(Zizek, Tücke des Subjekts, S. 397f.)

 

Montag, 25. Juli 2011

 
 
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